„Wer von Euch kennt denn eigentlich eine Jüdin oder einen Juden persönlich?“, lautet die Eingangsfrage beim Gesprächsformat „Meet a Jew“, das heuer bereits zum wiederholten Male am Gymnasium Vilshofen für die 10. Klassen stattgefunden hat. „Und wisst ihr von jemandem, der einen Juden persönlich kennt?“ Wieder Kopfschütteln oder Schweigen. Die Blicke richten sich stattdessen auf die Projektionsfläche an der Wand, von wo aus zwei sehr nette und aufgeschlossene Damen, beide in ganz unterschiedlichem Alter und an ganz unterschiedlichen Orten lebend, den Schülerinnen und Schülern freundlich zulächeln und erklären, dass dies gerade für Niederbayern nichts Ungewöhnliches sei. Hier gebe es nur sehr wenige jüdische Gemeinden, „und außerdem spricht nicht jeder offen darüber, dass er Jude ist.“

Was folgt ist ein fast einstündiges intensives Gespräch über das Jüdischsein in Deutschland heute, Fragen zu koscherem Essen und Speisevorschriften, und wie es ist, wenn man jemanden liebt und heiraten möchte, der keinem oder einem christlichen Bekenntnis angehört. Nie zuvor, so ein Schüler nach dem Gespräch, habe er solche Fragen direkt stellen können, schon gar nicht an eine Jüdin. Und nie zuvor seien sie so offen und klar beantwortet worden.

Damit wurde genau das bewirkt, was das Projekt „Meet a Jew“ will: Das jüdische Leben in Deutschland kennenlernen, und zwar aus erster Hand: durch Jüdinnen und Juden, die man treffen, fragen und mit denen man auch diskutieren kann. Solche Gespräche finden in der Regel vor Ort statt, können aber auch – wie besonders während der Corona-Pandemie – digital erfolgen, wie am Gymnasium Vilshofen. Alle drei 10. Klassen bekamen dabei je zwei Gesprächspartner zugewiesen, denen die Schülerinnen und Schüler nach Belieben Fragen stellen konnten.

Hierbei zeigte sich, dass jenseits der bekannten Unterrichtsinhalte in den Fächern Geschichte, Religion oder Ethik, wo vor allem auch Themen wie die Shoa im Mittelpunkt stehen, vieles neu für die Jugendlichen war, etwa, dass nicht jeder Jude seinen Glauben auch lebt, ähnlich wie das in der christlichen Kirche der Fall ist. Aber auch Anschläge auf jüdische Einrichtungen und die Frage der Sicherheit wurden nicht ausgespart. Und hier zeigte sich, dass viele Jüdinnen und Juden durchaus Angst vor mehr Antisemitismus und einer zunehmenden Gewaltbereitschaft in Deutschland haben.

Mit vielen neuen Einblicken und neuem Wissen verließen die Zehntklässler an diesem Tag den Besprechungsraum. Einige von ihnen werden sich im Rahmen des Israel-Austausches bestimmt an den einen oder anderen Aspekt erinnern. Aber auch die anderen haben viel über das heutige Judentum erfahren, das bleiben wird. Herzlich gedankt sei an dieser Stelle StD Dr. Konrad Wieland, der die Veranstaltung organisiert und technisch begleitet hat.

OStR Markus Peter

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